Adieu und gehaben Sie sich wohl: Familie Mozart auf Reisen!

24.11.2025
Allgemein, Mozarts Welt entdecken

alte Ansicht von Mozarts Geburtshaus

Sind Reisen für uns heute gleichbedeutend mit Urlaub und Erholung, galten diese Vorstellungen nicht für das 18. Jahrhundert. Wolfgang Amadeus Mozart war fast ein Drittel seines Lebens auf Reisen: Nicht, weil er das Unterwegssein so genoss, sondern weil die Umstände es erforderten.

Heutzutage ist es recht einfach zu erfahren, was auf der Welt los ist. Ein Blick aufs Handy genügt, um die wichtigsten News abzurufen: Wer stürmt die Charts? Wie heißt der neueste Hit von Taylor Swift? Wo tourt Benson Boone? Derlei Informationen konnten in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert nur kursieren, wenn man selbst dafür Sorge trug. Die Reisen der Familie Mozart entsprachen genau dem, was Influencer heute tun: Sich selbst und ihr Tun bekanntmachen. Man musste sich zeigen, und das hieß ganz klar: auf Reisen gehen, ob man wollte oder nicht!

Kinderstars on tour

gemalte Geigen vor Notenblatt

Wolfgang und Nannerl Mozart galten als Wunderkinder und wurden in den erlesensten Kreisen empfangen, um ihr Können darzubieten. Die längste Reise führte das Geschwisterpaar – sie waren erst zwölf und acht Jahre alt – gemeinsam mit dem Vater quer durch Europa nach Deutschland, Belgien, Frankreich, England, in die Niederlande und in die Schweiz. Diese Reise zehrte enorm an den Kräften der Kinder und an ihrer körperlichen Verfassung: Beide erkrankten und Nannerl erhielt in Den Haag 1765 sogar die letzte Ölung. Insgesamt war Wolfgang Amadeus Mozart fast ein Drittel seines Lebens auf Reisen. 17 Reisen waren es insgesamt, viele davon dauerten mehrere Jahre.

Beschwerliche Reisen durch Europa

Achsenbrüche, ungeheizte Kutschen im Winter und Banditen am Wegesrand: Reisen waren zur Zeit Mozarts lang und beschwerlich, teuer und gefährlich. Sie waren aber notwendig, etwa um eine Anstellung zu bekommen, um sich fortzubilden oder um Aufträge zu akquirieren. Vater Leopold kaufte früh eine eigene Kutsche, um der Familie Fahrten in den Postkutschen zu ersparen, in denen man mit fremden Menschen auf engstem Raum zusammensaß. Übernachtet wurde in Poststationen oder in Wirtshäusern – oft auf verwanzten Strohlagern –, bei Familienmitgliedern oder – wenn man Glück und eine Empfehlung hatte – in herrschaftlichen Häusern. Wolfgang wurde zumeist von seinem Vater, aber auch von seiner Mutter begleitet: Diese starb am 3. Juli 1778 in Paris und wurde dort in einem Armengrab beigesetzt.

Sehnsucht nach zuhause

Eine Reise von Salzburg nach München dauerte bei einer durchschnittlichen Reisegeschwindigkeit von 5,5 bis 7,5 km/h gut 29 Stunden: So bestieg man um 8 Uhr früh die Kutsche in Salzburg und erreichte München am nächsten Tag um 13 Uhr. Sechsmal wurde auf der Strecke Halt gemacht, geschlafen wurde hingegen nicht. Alle 25 Kilometer wurden die Postkutschenpferde gewechselt, in dieser Zeit konnten auch die Reisenden essen, trinken oder Briefe schreiben. Die Briefe, die die Mozarts von unterwegs verfassten, füllen heute ein ganzes Buch und sind wertvolle Zeitzeugnisse. Sie erzählen von Sehnsucht nach zuhause und den kleinen und großen Nichtigkeiten, die der Familie in ganz Europa begegneten: So etwa von betrunkenen Fräuleins, von Blähungen, Müdigkeit und Hitze und von den großen Sorgen, wie man diesen ganzen Aufwand rund ums Reisen finanzieren sollte.